Zwergfledermäuse im Quartier

Pipistrellus pipistrellus

 

Kennzeichen

Sehr kleine Art (Unterarmlänge 28 bis 34,5 mm) mit dreieckigen Ohren und kleinem Tragus. Das Fell ist recht einheitlich rot- bis dunkelbraun, die Hautpartien sind schwarz gefärbt und hellen sich um die Augen und in den Ohren auf. Zwergfledermäuse sind typische Kulturfolger und fühlen sich sogar in Innenstädten wohl. Ihre Quartiere sind durch Kotmarkierungen an Fensterscheiben und Wänden gut zu erkennen. Im Spätsommer/Herbst kann es zu Invasionen in Gebäuden kommen, wenn z. T. bis zu hundert, oft noch junge, unerfahrene „Zwerge“ zu Erkundungsflügen ausschwärmen. Wohnungen, Kamine und Rohre werden dabei oftmals zur tödlichen Falle für die Tiere, zumal diese durch ihre Soziallaute weitere Artgenossen anlocken können.

 

Ähnliche Arten

Erst vor wenigen Jahren wurde die sehr ähnliche Mückenfledermaus als eigenständige Art erkannt. Als Unterscheidungsmerkmale bietet sich u. a. der bei den „Zwergen“ fehlende Höcker zwischen beiden Nasenlöchern an. Darüber hinaus ist der Penis der Zwergfledermäuse nicht orange gefärbt, sondern graubraun mit hellem Mittelstreifen.

Von der Rauhautfledermaus durch den kürzeren fünften Finger (Zwerge: Männchen < 41 mm, Weibchen < 42 mm) und das weitgehende Fehlen einer behaarten Schwanzflughautoberseite zu unterscheiden.

 

Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen

Zwergfledermäuse sind bezüglich ihrer Lebensräume relativ anspruchslos. Sogar in Innenstädten findet man sie nicht selten. Wenn vorhanden werden allerdings Wälder und Gewässer bevorzugt.

Als typische Kulturfolger nutzen die „Zwerge“ jegliche Art von Spalträumen an Gebäuden, sind etwa hinter Zwischendächern und Verkleidungen oft auszumachen. Auch Felsspalten und Bäume (hier gern Hohlräume hinter der Rinde) bieten geeignete Quartiermöglichkeiten. Im Winter werden darüber hinaus auch Keller, Höhlen und Tunnel bewohnt.

Wochenstuben können kopfstark sein (bis 300 Tiere); durchschnittlich 50 bis 100 Tiere. Für gebäudebewohnende Arten sind die „Zwergen-Weibchen“ sehr wenig quartiertreu. Zum Teil ziehen ganze Wochenstubenverbände alle zwölf Tage um.

Wanderungen zwischen Sommer- und Winterlebensraum umfassen selten mehr als 20 km. Eine absolute Ausnahme bildet wohl ein in Bulgarien tot aufgefundenes Tier, das nachweislich über 1.100 km zurückgelegte.

 

Jagdverhalten

Die „Zwerge“ sind sehr wendig und patrouillieren im kurvenreichen Flug entlang von linearen Strukturen oder im kleinräumigen Gebiet, etwa um Straßenlaternen. Die Beute wird in rasanten Manövern und Stürzflügen gefangen.

 

Nahrung

Auch hinsichtlich ihrer Nahrung ist die Zwergfledermaus sehr variabel. Zwar bilden Zweiflügler die Basis ihres Speiseplans, dazu kommen aber auch zahlreiche andere Insekten wie Mücken und Fliegen.

Verbreitung Zwergfledermaus in M-V

Verbreitung in Deutschland / in Mecklenburg-Vorpommern

  • Deutschland:

Die Art ist in Deutschland flächendeckend verbreitet, weist aber erhebliche regionale Dichteunterschiede auf. Die glazial geprägte Landschaft Nord(ost)deutschlands scheint dichter besiedelt zu sein (Niethammer & Krapp 2004)

  • Mecklenburg-Vorpommern:

Flächige und relativ gleichmäßige Verbreitung in M-V. Der Verbreitungsschwerpunkt befindet sich in Städten und Dörfern (Quartiergebiete) mit wald-, gewässer- und feuchtgebietsreichem Umfeld (Jagdgebiete). Gebäudequartiere werden bevorzugt besiedelt. Die Zwergfledermaus ist die Art mit der höchsten Bestandsdichte.